Möchtest du raus aus dem Alltag und rein in die Natur? Verschiedene Landschaften entdecken und dabei auch das eine oder andere Abenteuer erleben? Dann reizt dich bestimmt das Langstreckenwandern. Welche Top-Fernwanderwege hier in Deutschland auf dich warten, wie du dich vorbereitest und was du mitnehmen solltest, erfährst du im Guide zum Langstreckenwandern. Ich möchte dir einen Überblick geben, mit dem dir ein leichter Einstieg ins Fernwandern gelingt.
Was heißt Langstreckenwandern?
Ab wann ist eine Strecke eine Langstrecke? Dafür gibt es wohl keine feste Definition. Als Daumenregel nehmen wir hier, dass eine Langstrecke eine Mehrtageswanderung ist, also in länger als ein, zwei Tagen gewandert wird. Das reicht von 3-Tages-Wanderungen bis zu monatelangen Projekten wie dem Pacific Crest Trail.
Diese Wanderform wird manchmal auch „Extremwandern“ genannt. Das meint meist, dass man möglichst viele Kilometer in möglichst wenig Zeit zurücklegt. Aber beim Langstreckenwandern bist du ganz frei: Du kannst du dir auch Zeit lassen und den Weg genießen. Vielleicht kann man das dann „Extrem-Genusswandern“ nennen?
5 Top-Fernwanderwege in Deutschland
Welche Routen zum Langstreckenwandern gibt es in Deutschland? Dazu habe ich dir eine kleine Auswahl von schönen Weitwanderwegen zusammengestellt – von kurz bis lang und von Nord- bis Süddeutschland.
Für mehr Infos schau auf jeden Fall auf die jeweilige Website des Wanderwegs. Dort findest du Wanderkarten und Prospekte, Etappeninfos und eine Übersicht zu Unterkünften auf dem Weg.
Kurzvariante der Kaiserkrone (Bayern)
Wenn du gerade mit Langstreckenwandern anfängst, ist diese 3-Tage-Hüttenwanderung ideal. Die Route verläuft entlang der Südseite des Wilden Kaisers und ist eine Kurzvariante der Kaiserkrone. Startpunkt ist in Going. Von dort aus geht es auf ca. 33 km über den Jagersteig, die Hinterschießlingalm und durch die Rehbachklamm zurück ins Tal nach Scheffau. Auf dem Weg gibt es leichte und schwierige Alternativrouten. Perfekt für ein Wander-Wochenende für Einsteiger!
Länge: 33 km
Etappen: 3
Höhenmeter im Aufstieg: 2.500
Höhenmeter im Abstieg: 2.600
Schwierigkeit: leicht
Mehr Infos: hier
Hochrhöner (Thüringen)
Der Hochrhöner gehört zu den schönsten Wandersteigen Deutschlands – gewählt vom Wandermagazin in 2010. Er führt von Bad Kissingen bis nach Bad Salzungen über die höchsten Erhebungen des Mittelgebirges. Dabei kannst du nicht nur den weiten Ausblick von den kahlen Höhen genießen. Der Weitwanderweg führt auch vorbei am Franziskanerkloster auf dem Kreuzberg, an einer keltischen Fliehburg und an Frankenheim, dem höchstgelegenen Ort der Rhön.
Länge: 119 km
Etappen: 8
Höhenmeter im Aufstieg: 1.499
Höhenmeter im Abstieg: 1.495
Schwierigkeit: mittel
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Schluchtensteig (Baden-Württemberg)
Wenn du gerne dramatische Schluchten entdeckst, ist dieser Wandersteig im Schwarzwald für dich. Er führt im ständigen Auf und Ab zu vielen Schluchten und Wasserfällen - mal unten am rauschenden Wasser, mal oben auf Felstürmen. Dazu gehören die Wutachschlucht, Halsachschlucht, Windbergwasserfall oder die Wehraschlucht. Die Aussicht vom Feldberg gibt’s noch als Schmankerl obendrauf. Nicht umsonst wurde er 2011 zum schönsten Fernwanderweg Deutschlands ernannt.
Länge: 120 km
Etappen: 5-6
Höhenmeter im Aufstieg: 3.180
Höhenmeter im Abstieg: 3.290
Schwierigkeit: mittel
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Heidschnuckenweg (Hamburg & Niedersachsen)
Auch in Norddeutschland kann man wandern gehen! Zum Beispiel auf dem Heidschnuckenweg, der auf über 200 km quer durch die Lüneburger Heide führt. Wir sind hier im flachen Norden, hoch hinaus geht es also nicht (bis auf den Wilseder Berg). Doch der Weg hat seinen ganz eigenen Charme: Mit Mooren, Birkenwäldern und der einmaligen Heidelandschaft, die im Spätsommer violett blüht. Auch der Heidsee und die urigen Fachwerkhäuser sind einen Besuch wert. Und natürlich die Heidschnucken – eine Schafrasse, die dem Weg seinen Namen gibt. Der Weitwanderweg startet in Hamburg und endet in Celle. So ist er praktisch mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.
Länge: 223 km
Etappen: 13
Höhenmeter im Aufstieg: 1.240
Höhenmeter im Abstieg: 1.221
Schwierigkeit: leicht
Mehr Infos: hier
66-Seen-Wanderweg (Berlin & Brandenburg)
Der 66-Seen Wanderweg führt in 17 Tagesetappen um Berlin herum. Start und Ziel ist Potsdam. Und das Hauptthema ist Wasser: Du gehst entlang vieler Flüsse, Teiche und Seen. Dazu gibt es einige sehenswerte Dörfer und Parks. Die Strecke ist relativ flach und damit gut für Ungeübte und Familien geeignet. Auch ohne große Steigungen bietet der Weg sogar ein paar schöne Aussichtspunkte. Nicht nur für Berliner eine willkommene Pause von der Stadt!
Länge: 416 km
Etappen: 17
Höhenmeter im Aufstieg: 2.396
Höhenmeter im Abstieg: 2.396
Schwierigkeit: leicht
Mehr Infos: hier
Goldsteig (Bayern)
Hier sind wir schon angekommen beim längsten Fernwanderweg Deutschlands: dem Goldsteig mit stolzen 660 km. Die sind verteilt auf zwei Routen: Die Südroute, die flacher und auch für Einsteiger geeignet ist – und die Nordroute, auf der es auf die höchsten Berge der Region geht. Beide haben wunderschöne Aussichten und Landschaften zu bieten und führen dich durch den Oberpfälzer Wald und den Bayerischen Wald ins Dreiländerdreieck. Dazwischen liegen verlassene Burgen, alte Klöster und kleine Dörfer. Und beide enden im gleichen Ort: Passau.
Länge: 660 km
Etappen: 38, teilweise verteilt auf 2 Routen
Höhenmeter im Aufstieg: 6.243
Höhenmeter im Abstieg: 6.455
Schwierigkeit: leicht bis schwer (je nach Route)
Mehr Infos: hier
24-Stunden-Wanderung: Für alle, die eine Herausforderung suchen
Neben den klassischen Langstreckenwanderungen sind auch die 24-Stunden-Wanderungen sehr beliebt. Der Name ist hier Programm: Innerhalb von 24 Stunden wird eine vorher definierte Strecke gewandert – meist um die 100 km. Eine echte Challenge also!
Bei 24-Stunden-Wanderungen ist es besser, in einer Gruppe unterwegs zu sein, um sich gegenseitig zu motivieren. Oder du machst bei einer der vielen organisierten Touren mit, die in ganz Deutschland angeboten werden. Zum Beispiel von Megamarsch.
Welcher Langstreckenweg ist der richtige für mich?
Die Auswahl von Weitwanderwegen in Deutschland, Österreich und Nachbarländern ist groß. Was ist also wichtig bei der Entscheidung für einen Wanderweg? Welche Route geeignet ist, liegt vor allem an deiner Erfahrung und deinem Trainingsstand.
Beachtet bei der Auswahl und Planung:
- Die gesamte Distanz und Dauer der Tour: 3 Tage kann man leichter durchhalten, bei einer Woche solltest du entsprechende Übung haben.
- Gehdauer pro Tag bzw. durchschnittliche km pro Tag: Bist du gewohnt, so viel am Stück zu laufen?
- Zurückzulegende Höhenmeter: Für Anfänger ist eine flache Route geeigneter. Steigungen fordern deine Ausdauer und deine Gelenke.
- Höhenlage: Hoch oben wird die Luft dünn. Daran solltest du dich etwas gewöhnen, bevor du auf Langstreckenwanderung gehst.
- Infrastruktur: Als Einsteiger ist es hilfreich, wenn ausreichend Unterkünfte, Gastronomie, Wanderbusse usw. vorhanden sind.
- Jahreszeit: Informiere dich zum Beispiel, ob der Wanderweg im Winter auch begehbar ist. Im Hochsommer wäre eine schattige Route durch den Wald mit Seen und Flüssen zum Abkühlen ideal.
Wie viele Kilometer kann man am Tag wandern?
Die Gehgeschwindigkeit hängt von der persönlichen Fitness und dem Gelände ab. Und von dem Wander-Ziel: Möchtest du entspannt die Natur genießen? Oder sportlich wandern auf Geschwindigkeit?
Bei einer normalen Geschwindigkeit und durchschnittlicher Kondition wandert man etwa:
- 4-5 km pro Stunde (ohne Pause) in der Ebene
- 300 Höhenmeter pro Stunde bergauf
- 500 Höhenmeter pro Stunde bergab
An den ersten zwei, drei Tagen sind 10 bis 15 km gut zu schaffen. Danach hat man sich „eingelaufen“ und kann auch die Strecke steigern. An den weiteren Tagen sind dann 20 bis 25 km pro Tag realistisch.
Vorbereitung: Trainingsplan fürs Wandern erstellen
Langstreckenwandern sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Einfach mal für mehrere Tage loslaufen? Das ist nur mit vorherigem Training zu empfehlen. Schließlich möchtest du die Natur und Zeit draußen genießen (und nicht die Kilometer bis zum Ende zählen).
Wer gerade mit dem Wandern anfängt, sollte sich daher einen Trainingsplan zur Vorbereitung machen. Wie der aussieht, hängt ganz von deiner Ausgangsfitness und deinem Ziel ab. Für eine 100 km Wanderung im Flachland trainiert man anders als für 200 km in den Bergen.
Erstelle dir also einen Trainingsplan, der auf dich und dein Wanderziel abgestimmt ist. Frage dich dazu:
- Ist es nötig, deine Grundausdauer trainieren?
- Möchtest du üben, lange Strecken mit Rucksack zu gehen?
- Solltest du deine Muskeln und Gelenke an steiles Gelände gewöhnen?
- Brauchst du ein Höhentraining?
Und beginne rechtzeitig mit diesem Wandertraining. Denn je nach Route und Fitness sollte die Vorbereitung 4 bis 6 Wochen vorher anfangen. Mehr Infos, wie du einen Trainingsplan fürs Wandern erstellst, findest du in diesem Artikel von Trekkinglife.
Ausrüstung fürs Langstreckenwandern: Was solltest du mitnehmen?
Die nötige Ausrüstung hängt ganz davon ab, wie du wanderst: von der Dauer der Wanderung, der Versorgung und euren persönlichen Vorlieben. Manche übernachten gerne im Hotel, andere schlagen lieber ihr Zelt auf. Ein großer Faktor ist auch, ob du dich selbst versorgen oder Essen gehen möchtest. Und natürlich das Wetter.
Wichtig ist in jedem Fall, dass die Ausrüstung leicht ist: Nehme nur so viel mit, wie wirklich nötig ist. Denn: Wenn man zu Fuß unterwegs ist, macht jedes Gramm einen Unterschied. Das ist auch eine schöne Übung im Minimalismus.
Diese Checkliste gibt dir einen Überblick, was auf eurer Fernwanderung hilfreich sein kann. Was du davon wirklich brauchst, liegt ganz bei dir.
Navigation:
- Wanderkarte
- GPS-Gerät, Navigations-App
- Überblick über Unterkünfte, Campingplätze und Supermärkte auf dem Weg
Kleidung:
- Wettergerechte Kleidung und ein Set zum Wechseln
- Eingelaufene Wanderschuhe und gut passende, nicht-rutschende Socken
- Wasserfeste Kleidung
- Badesachen
- Kopfbedeckung
- Sonnenbrille
Körperpflege & medizinische Versorgung:
- Persönliche Körperpflegemittel wie Deo und Seife
- Sonnencreme
- Nötige Medikamente
- Pflaster, Blasenpflaster, Erste-Hilfe-Set
- Sportsalbe
- Mückenschutz
Proviant:
- Trinksack oder nachfüllbare Wasserflasche
- Energiereiche Snacks wie Nüsse oder Riegel
- Wasserzusätze, Getränkepulver
- Mehr zum Proviant findest du weiter unten.
Weitere Ausrüstung:
- Zelt, Schlafsack und Isomatte
- Handtuch
- Ladekabel, Powerbank
- Feuerzeug
- Taschenmesser
- Besteck und Geschirr
- Stirnlampe, Taschenlampe
- Wasserfilter
- Bunsenbrenner oder Benzinkocher
- Wanderstöcke
Wenn dich interessiert, welche Ausrüstung eine Profi-Wanderin auf ihre Touren mitnimmt, dann schau mal auf die diesen Beitrag von Christine Thürmer. Sie ist nicht nur Tage oder Wochen, sondern Monate unterwegs! Unter anderem hat sie den Pacific Crest Trail in Amerika (4.260 km) bezwungen. Dabei hat sie ihre Packliste perfektioniert.
Proviant fürs Wandern auf langen Strecken
Beim Langstreckenwandern in Deutschland ist die Chance hoch, dass du Restaurants, Supermärkte und Bäckereien in der Nähe findest. Je tiefer du in die Natur eintauchst, desto seltener werden sie jedoch.
Informiere dich daher vor der Wanderung, wo du einkehren oder Essen kaufen kannst und wo es nötig ist, dich selbst zu versorgen. Für den Wandertag solltest du in jedem Fall immer genug Proviant dabei dabeihaben.
Aber wie viel Proviant braucht man? Ein guter Richtwert ist: Pro Tag braucht man ca. 2.500 Kalorien. Wer Platz und Gewicht sparen möchte, kann auf Nahrung mit einer hohen Kaloriendichte zurückgreifen – wie Erdnussbutter, Brot, Schokolade und Co.
Achte auf einen guten Mix aus schnellen und langsamen Energielieferanten. Denn die Energie aus einfachen Kohlenhydraten wie von Traubenzucker und Schokolade ist schnell wieder verflogen. Nutze sie als Energie-Kick! Aber sorge auch für eine gute Basis mit komplexen Kohlenhydraten, die dir lang anhaltende Energie geben. Diese findest du vor allem in Vollkorn-Produkten.
Das kann dein Proviant für eine Langstreckenwanderung enthalten:
- Wasser (pro Stunde 1 Liter)
- Snacks: Fitnessriegel, Nussmischungen, Erdnussbutter, Schokolade, Äpfel, Traubenzucker, Trockenfrüchte,…
- Gebäck, belegte Brötchen und Brot
- Instant-Gerichte: Asia-Nudeln, Kartoffelbrei und Co.
- Dosen-Gerichte
- Instant-Getränke: Getränkepulver für Nährstoffe und Energie, Instant-Kaffee, Tee
- Trekking-Nahrung
Auf geht’s zum Langstreckenwandern! Es lohnt sich.
Du siehst, Langstreckenwandern erfordert einiges an Vorbereitung. Doch das ist es wert! Mehrere Tage oder Wochen draußen in der Natur unterwegs zu sein, ist ein tolles Erlebnis. Damit du für die nächste Wanderung gut gewanpnet bist, emfehlen wir dir unseren Artikel Wanderschuhe reinigen & pfelgen. Ich hoffe, diese Tipps helfen dir bei deiner Vorbereitung, und wünsche dir viel Spaß bei deiner Langstreckenwanderung!